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AutorenbildReadingWitch

Bildgewaltige Zukunftsvision ohne Tiefgang

Aktualisiert: 19. Juni

Rezension "Qube"

Ist künstliche Intelligenz für die Menschheit eine Bedrohung? Und wenn ja, wie wird man damit fertig, wenn diese Intelligenz das Internet erreicht und somit Zugriff auf die ganze Welt hat?


Tom Hillenbrand greift dieses spannende Thema in seinem Fortsetzungsroman "Qube" auf. Er entwirft eine Welt die ca. 70 Jahre in der Zukunft liegt und künstliche Intelligenz bereits einmal eine Bedrohung für die Menschheit darstellte. Der Roman spielt in London im Jahre 2091. Der Investigativjournalist Calvary Doyle, der zum Thema Künstliche Intelligenz recherchiert hat, wird auf offener Straße niedergeschossen. Die auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin Fran Bittner beginnt, in dem Fall zu ermitteln. Bald stellt sich heraus, dass der Journalist anscheinend neue, beunruhigende Informationen über den berüchtigten Turing-Zwischenfall besaß, bei dem die Menschheit die Kontrolle über eine wildgewordene KI verlor. Die KI befand sich seinerzeit in einem Quantencomputer, einem sogenannten Qube. So weit, so gut.


Etwa zwei Drittel dieses Science-Fiction Romans, der als Thriller ausgeschrieben wird, sind wirklich sehr gut gelungen. Und nach der spannenden Leseprobe freute ich mich auf eine aufregende Geschichte. Die Sprache ist sehr bildhaft, als Leser konnte ich mir die handelnden Personen, deren Umgebung und auch die Situation gut vorstellen und die Handlungen nachvollziehen.


Der Autor wechselt geschickt zwischen den Perspektiven, sodass man den Handlungsverlauf aus verschiedenen Blickwinkeln erleben kann. Die Charaktere sind so gut und vielschichtig beschrieben, dass man sich deren Motive, Absichten und den Beitrag zur Gesamthandlung sehr gut erklären kann.


Auch die technischen Ausführungen des Autors waren für mich gut verständlich und nachvollziehbar. Es dreht sich nicht nur um KI, sondern auch um Body Switch und Unsterblichkeit. Es ist möglich das eigene Bewusstsein für eine bestimmte Zeit in fremde Körper (sog. Gefäße) zu transferieren. Holographien sind Teil des Alltags geworden. Um das glaubhaft umzusetzen, hat der Autor eine Reihe neuer Wörter und Bezeichnungen erfunden, die im Text immer wieder einfließen. Da muss ich sagen, die Menge macht es. Denn gibt es zu viele neue Kreationen, verliert man als Leser schnell den Überblick und das Lesen an sich ist dann kein Vergnügen mehr.


So gut der erste Teil des Romans war, so schlecht ist der Schluss. Ich weiß, dass das ein hartes Urteil ist, aber das Ende hat mich sehr enttäuscht. Ich hatte den Eindruck, dass der Autor hier einfach nur schnell fertig werden wollte und dabei nicht versucht die losen Fäden der Geschichte zu verbinden und offene Fragen aufzulösen. Durch Schießereien und Verfolgungsjagten werden Effekte geschaffen, die zwar bildgewaltig sind, aber zur Auflösung des Buches nichts beitragen. Dabei begeht er auch noch logische Fehler und lässt die Charaktere Dinge tun, die nicht zu ihnen oder zum Plot passen. Die Handlung wird verbogen und so zu einem genötigten Ende geführt. Sehr schade.


Fazit

Von mir gibt es für diesen Science-Fiction Roman keine Leseempfehlung. Der spannende Klapptext wird in der Geschichte so nicht verarbeitet. Der Autor erschafft zwar eine interessante und komplexe Zukunftsvision, kann aber keine spannende Geschichte darin konstruieren. Auch die Einordnung des Romans im Bereich der Thriller lässt sich nicht nachvollziehen, da die zu Beginn aufgebaute Spannung mit dem abrupten Schluss zunichtegemacht wurde.



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