Ja, ich gebe es zu, ich habe einen guten Appetit. Einen sehr guten sogar. Diäten sind nichts für mich. Dieses Gefühl beim Essen auf etwas verzichten zu müssen setzt mich direkt unter Druck, sodass ich dann genau das essen möchte, worauf ich eigentlich verzichten wollte. Außerdem belüge ich mich gerne selbst, wenn es ums Essen oder besonders ums Naschen geht. Ich meine wieviel Kalorien kann so eine Schokotorte schon haben? Bestimmt 150 oder maximal 200...
Das ist natürlich nicht die beste Ausgangslage für eine schmale Taille. Hinzu kommt noch meine genetische Veranlagung Speck an der Körpermitte anzusetzen und weil das nicht genug ist, auch noch drei Schwangerschaften.
Natürlich liebe ich meine Kinder und bin dankbar dafür, dass ich sie habe, aber ich möchte auch in meine alte Jeans passen. Sicher würde ich mich auch über die Figur eines 20jährigen Models freuen, aber meine Wünsche sich bescheidener. Mich in meinem Körper wieder wohl fühlen und die Kleidung von vor der letzten Schwangerschaft tragen zu können, würde mir schon genügen.
Einige Wochen nach der letzten Geburt schaute ich in den Spiegel und war total unglücklich. Mein Körper war unförmig und hatte keine richtigen Konturen mehr. Alles war weich. Die Brüste gingen in den Bauch über. Und ich fühlte mich extrem unwohl. Natürlich war mir klar, dass die Schwangerschaft noch nicht lange zurück liegt, und dass der Körper nach dieser Leistung noch Zeit braucht und ich viel Ruhe. Neun Monate kommt der Bauch und neun Monate geht er. Aber wer will schon diese neun Monate warten? Soll ich wirklich mit diesen negativen Gefühlen die nächsten Monate leben und tatenlos abwarten? Soviel Geduld habe ich nicht. Ein Fitnessplan muss her.
Ich war naiv und optimistisch. Da ich meine Kleine voll stillte, war ich der Meinung, dass der Sport nur unterstützend ist. Die Kilos werden schon von selbst purzeln. So entschied ich nicht für die altbewährten Workouts von Cindy Croford aus den 90ern. In meiner Teenager Zeit habe ich mit diesen Videos zwei Kleidergrößen abgespeckt und nach den anderen beiden Schwangerschaften kam ich damit wieder in Form.
Nachdem sich meine Bauchmuskeln vorne wieder geschlossen haben und der Beckenboden schnellere Bewegungen erlaubte, legte ich direkt los. Doch stellte ich bald fest, dass wenn sich die ganze Familie wegen Corona zuhause befindet, ich keine Ruhe für tägliche workouts habe. Und auch das Stillen brachte nicht den gewünschten Effekt. Der Blick auf die Waage war dann auch niederschmetternd. Die Zahl ging nicht nach unten, sondern nach oben. Entsetzen machte sich breit. Was war denn nur los? Ich bewege mich so viel ich kann und esse nicht zu viel (dachte ich). Also musste ein neuer Plan her.
Da es mit dem Sport nicht so klappte wie ich es wollte, drehte ich an der Ernährung. Süßes gab es jetzt nur noch nach dem Mittagessen und sonst war es Tabu. Der Rest blieb gleich, da ich ja stille. Der Teilverzicht auf Schokolade und Co. musste reichen.
Und er reichte nicht.
Die entbehrungsreichen Abende ohne Naschen vor dem Fernseher brachten auch nicht den gewünschten Erfolg. Wie kann das sein, ich stille doch schließlich?
Aufgeben kam nicht in Frage, aber wie soll der Plan jetzt aussehen? Durch den ganzen Stress hatte ich nicht viel Zeit zum Nachdenken. Doch zum Glück durfte der Mittlere endlich wieder in den Kindergarten, so dass ich mehr Zeit für mich hatte. Also beschloss ich die Fastenzeit zu nutzen und komplett auf Snacks und Süßigkeiten zu verzichten. Die freie Zeit nutzte ich um tatsächlich Sport zu machen. Und endlich, siehe da - es bewegte sich was auf der Waage, und das auch noch nach unten. Es geht also doch. Um das zu erreichen musst ich einfach auf Zucker komplett verzichten und nur fünf Mal die Woche Sport machen. Ach so und dazu noch voll stillen... So einfach... Ok "Ironie off".
Das ist schon viel Aufwand und ich persönlich habe das auch nicht lange durchgehalten. Aber durch den Sport habe ich ein besseres Körpergefühl bekommen, sodass ich meinen Körper einfacher akzeptieren und ihm für die Rückbildung auch die nötige Zeit geben konnte.
Es ist doch immer das Gleiche - an einer gesunden Ernährung und viel Bewegung kommt man nicht vorbei, wenn man sein Gewicht reduzieren möchte. Allerdings gerät die Zahl auf der Waage schnell in den Hintergrund, wenn man durch das gesunde Essen und die Bewegung ein besseres Körpergefühl bekommt.
;-)
Super Artikel
Schöner, interessanter Artikel. Gerne mehr davon :-) LG