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Ein außergewöhnliches Opfer.

Aktualisiert: 9. Apr.


Der Pfau von Isabel Bogdan
"Der Pfau" von Isabel Bogdan

Rezension "Der Pfau"

Wir befinden uns auf einem alten schottischen Anwesen, dessen Besitzer Lady und Lord McIntosh sind. Solch ein Anwesen zu besitzen ist eine romantische Vorstellung, die allerdings in der Realität sehr viel Geld für Instandhaltung verschling. Aus diesem Grund werden einige Bereiche des Anwesens an Feriengäste vermietet. Der Landsitz kommt ohne jeden Luxus aus, dafür aber mit viel Atmosphäre. So kommt es auch, dass die Herrschaften einen Teil des Gebäudes an eine Gruppe Investmentbanker vermietet, welche dort ein Teambildungsseminar planen.


Doch auf dem weitläufigen Anwesen leben nicht nur Lady und Lord, sondern auch deren Bedienstete und jede Menge Tiere. Unter anderem auch einige Pfauen. Und so kommen wir auch schon zu unserem Titelherden dieses Romans. Es handelt sich um einen Pfau, dessen Beziehung zu der Farbe Blau von besonderer Natur ist. Jedes Mal wenn er etwas Blaues erblick, stürzt er sich darauf und vernichtet es.

"Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Male alles, was blau war und glänzte für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt."

Das Seminarwochenende der Bänker beginnt und die Chefin kommt in einem blauen Sportwagen an. Die Farbe Blau steht im Allgemeinen für Sanftmut, ist ruhig und repräsentiert gleichzeitig eine klare Besonnenheit, Objektivität und Klarheit – das flößt Vertrauen ein und vermittelt ein Gefühl von Sicherheit. Doch bei unserem Titelhelden löst diese Farbe ungeahnte Aggressionen aus. So auch der schicke Sportwagen der Chef-Bänkerin, an dem sich das Tier vergreift. Der Gutsherr sieht keine andere Möglichkeit, als dem Leben des Federviehs ein Ende zu setzen. Damit löst er unwissend eine Entwicklung aus, die bei seiner Gattin und den Gästen für viel Verwirrung sorgt, schlechtes Gewissen und Misstrauen auslöst.


Die Autorin Isabel Bogdan schafft mit diesem Einstieg in ihren Roman "Der Pfau" eine wunderbare und unterhaltsame Verkettung von Ereignissen, welche den Leser durch die Geschichte treiben. Die Figuren sind alle einzigartig und liebevoll ausgearbeitet. Jede von ihnen trägt einen wichtigen Teil der Geschichte. Dabei bedient sich Bogdan auch gerne Klischees; da gibt es die pragmatische Köchen, die gutmütigen Herrschaften, die überhebliche Chefin und deren Mitarbeiter, die immer ihrer Meinung sind oder diese grundsätzlich ablehnen. Trotzdem wirken die Charaktere nicht überzeichnet, sondern menschlich. Jeder von ihnen ist auf seine Art in die Story verwickelt, doch ist die Handlung des einzelnen immer nur ein Teil des Puzzles, sodass nur der Leser den gesamten Überblick über den Verlauf der Geschichte hat.


Das alles verfasst Isabel Bogdan in einem mitreißenden und kurzweiligen Schreibstill, der pointenreich und mit viel britischem Humor gespickt ist. Dabei bedient sie sich der Perspektive des allwissenden Erzählers. Als Leser bekommt man alle Gedanken und Gefühle der handelnden Personen mit. So erscheint die Geschichte sehr lebendig, obwohl Bogdan keine wörtliche Rede verarbeitet hat. Außerdem hat man so als Leser den exklusiven Überblick über den Plot, da man nicht nur die Handlung, sondern auch das Innenleben der Charaktere in schöner Sprache präsentiert bekommt.


Bisher habe ich mich selten so gut über die Unwissenheit der einzelnen Personen amüsiert, wie in dem Buch "Der Pfau". Isabel Bogdan bringt auf unterhaltsame Weise und mit viel feiner Ironie die schottischen Highlands zum Leben. Beim Lesen musste ich oft schmunzeln und hin und wieder auch schallend lachen über die humorvolle und skurrile Strory. Außerdem hat die Autorin mit ihren ausdruckvollen Beschreibungen der Landschaft bei mir die Lust geweckt Schottland zu bereisen. Von mir gibt es auch jeden Fall eine Leseempfehlung für diesen wunderbaren und ungewöhnlichen Roman.


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