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Die Vergangenheit lässt sich nicht unter Schnee begraben

  • Autorenbild: ReadingWitch
    ReadingWitch
  • 4. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit

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Rezension "Die den Schnee fürchten"

Wir befinden uns in Oslo und es ist kalt. Spät abends erwacht Bjørk Isdahl aus einem Albtraum. Sie wurde von ihrem Telefon geweckt, und die Anruferin ist eine ehemalige drogenabhängige Patientin namens Azora, die Bjørk um ein Treffen bittet. Sie behauptet den Ursprung von Bjørks Albträumen zu kennen. Nach dem Anruf bei Bjørk stürzt sich diese Frau, noch bevor sich beide begegnen können, von einem Hochhaus in den Tod.


Ein dramatischer Auftakt für einem düsteren und atmosphärischen Thriller von H. S. Palladino. Bjørk Isdahl ist beruflich und aus Leidenschaft Profilerin, muss allerdings aufgrund eines Fehlurteils ihre Karriere beenden, und arbeitet jetzt als Wut-Coach und Drogenberaterin. Ihre Albträume sind wiederkehrender Natur. Sie wird lebendig unter Schnee begraben und es gibt kein entkommen. Da Azora darüber augenscheinlich Bescheid wusste, möchte Bjørk mehr über diese Frau und ihre Todesumstände erfahren. Sie glaubt nicht an Selbstmord und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Ihre Nachforschungen führen sie ins tiefste Drogenmilieu und in lebensgefährliche Situationen und machen sie schließlich zur Hauptverdächtigen der Polizei.


Die Autorin H. S. Palladino beschreibt die Protagonistin Bjørk Isdahl als eine verschlossen und widersprüchliche Frau. Sie liebt ihre Arbeit als Profilerin und ist sehr niedergeschlagen darüber, diese nicht mehr ausüben zu können. Bjørk kommt aus soliden bürgerlichen Verhältnissen und trotzdem trägt sie ganz tief in sich drin eine Dunkelheit, die zu Beginn der Geschichte nicht richtig greifbar ist. Sie äußert sich zunächst nur durch die Albträume. Erst später offenbart sich der Ursprung dieser inneren Zerrissenheit. Auf den ersten Blick scheinen Bjørks Widersprüche und ihre wirren Handlungen als nicht nachvollziehbar, doch im weiteren Verlauf des Romans werden ihre Motive sowie auch der gesamte Umfang ihres Traumas deutlich gezeigt und führen uns in Bjørks Vergangenheit. Zunächst konnte ich zu dieser Hauptfigur keine Verbindung aufbauen. Ich konnte nicht ergründen, warum sie mit ihren Erkenntnissen über Azora nicht zur Polizei geht, oder sich bei einem Psychologen Hilfe holt. Spannend war das Verhör durch die Polizisten, welches Bjørk in ihren Gedanken mit ihrem Wissen über Profiling untermalt hat. Sie konnte die Gesichter der Ermittler lesen und wusste so sehr genau was auf sie zukommt. Und trotzdem handelte sie in diese Situation anders als es von einem Profi erwarten wird und manövrierte sich auf eine menschliche Art und Weise in den Focus der Ermittlungen.


Diese Geschichte verpackt Palladino in mehrere Handlungsstränge, die zum Schluss nicht alle komplett zusammengeführt werden. Es bietet sich also die Möglichkeit einer Fortsetzung (die es auch bereits gibt). Der Schreibstill ist kurzweilig und bildhaft. Der Autorin gelingt es ohne Weiteres das finstere Ambiente in Worte zu fassen und den Lesenden zu vermitteln. Auch wenn die Story insgesamt durchaus spannend ist, gab es einige schleppende Stellen, die sich zu sehr um Bjørks Innenleben drehen. Umso überraschender war der Plot Twist, der im letzten Drittel des Buches die Spannungskurve nach oben rieß und in einem aufregenden Showdown endete.


Insgesamt ist "Die den Schnee fürchten" von H. S. Palladino ein gelungener Debütroman, der uns ins kalte Norwegen mitnimmt. Es ist ein spannender Krimi mit vielen psychologischen Aspekten und einer ungewöhnlichen Hauptfigur Bjørk Isdahl. Auf eigenwillige Weise untersucht sie einen vermeintlichen Selbstmord und stößt dabei auf die Ursprünge ihrer eigenen Dämonen. Obwohl der Roman einige schwächen aufweist, gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung.


Schnee

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