Rezension: "Im Spiegel"
Der Roman beginnt mit der Liebesgeschichte des Erzählers. Ohne seinen Namen zu verraten eröffnet der Protagonist aus der Ich-Perspektive dem Leser Stück für Stück sein Leben und wie er die Liebe seines Lebens und später seine Ehefrau kennenlernte und wie sie auf mysteriöse Art verschwand. Carlotta und der Erzähler führten ein beschauliches Leben in Hamburg. Sie gingen ihrer Arbeit nach und verbrachten ihre Freizeit in trauter Zweisamkeit. Alles ändert sich, als das Paar sich einen antiken Spiegel bei einem findigen Antiquitätenhändler kauft. Der Spiegel birgt ein Geheimnis, das Carlotta so sehr fasziniert, dass sie sich in diesem scheinbar auflöst.
Michael Heine nimmt uns in seinem Roman "Im Spiegel" mit auf eine aufregende Reise von Hamburg über die Provence bis nach Bologna in Italien mit. Wir reisen nicht nur von Ort zu Ort, sondern auch durch die Zeit zum historischen Ableben einer bekannten und kontroversen Königin. Nicht nur die wunderschönen Orte werden lebendig beschrieben, sondern auch die dunklen und gefährlichen Seiten dieses Abenteuers. Geschickt teilt Heine die Geschichte in drei Stränge auf. Im Hauptstrang macht sich der Erzähler auf den Weg seine Frau zu suchen und lässt den Leser dabei an all seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben. Wir erleben seine Zweifel und Unsicherheit genauso intensiv wie die Freude über kleine Erfolge. In der Zwischenzeit ermittelt ein eifriger Polizist in Bologna an einem ungewöhnlichen Todesfall eines Mönchs. Und kurze Episoden zum Schluss erzählen über Carlottas Aufenthalt.
Der Autor verwendet einen packenden Schreibstil, welcher kurzweilig und abwechslungsreich die Geschichte vorantreibt. Wie Puzzleteile, die sich in einander fügen, wird dem Leser der Plot des Romans offenbart. Auch die Charaktere sind insgesamt gelungen. Sie wirken auf mich authentisch und natürlich, obwohl ich nicht alle Handlungen nachvollziehen kann. So hab ich mich das ganze Buch über gefragt, warum Carlotta einfach so ohne einen Hinweis verschwindet und nicht versucht Kontakt zu ihrem Mann aufzunehmen. Oder warum der namenlose Erzähler auf der Suche nach seiner Frau zwar verzweifelt, es aber trotzdem schafft guten Wein zu genießen und sich auf eine andere Frau einzulassen. Vielleicht geht das auch als menschlich durch.
Für Abwechslung sorgten auch die interessanten Kochrezepte, welche Heine immer mal wieder in die Handlung mit einwebt. Den Thunfischsalat habe ich nachgekocht und er war köstlich. Die Trüffelpasta steht bereits auch schon auf dem Plan.
Spiegel haben an sich schon etwas geheimnisvolles. Im Bereich der Esoterik gelten sie als Portale in eine andere Dimension oder Welt. Die Idee des Spiegels als Mysterium in diesem Roman fand ich gelungen, allerdings muss ich gestehen, habe ich mir bei der Umsetzung etwas mehr von diesem Geheimnis gewünscht. Der eine bestimmte Spiegel spielt eine wichtige Rolle, doch bleibt vieles ungesagt. Dafür werden an manchen Stellen Geschehnisse stark in den Vordergrund gerückt, die mit dieser Geschichte nicht viel zu tun haben und eigentlich einen eigenen Roman erfordern. Auch das Ende kam aus meiner Sicht etwas zu plötzlich. Der Roman wurde aufgelöst, bevor alle offenen Fragen beantwortet werden konnten. Ob das der Absicht des Autors entsprach, vermag ich nicht zu beurteilen.
Zusammenfassend gebe ich für den Roman "Im Spiegel" von Michael Heine eine Leseempfehlung. Es ist eine leicht und schön zu lesende außergewöhnliche Geschichte. Eine Geschichte über Liebe, Verlustangst und Lügen. Zwar gibt es hier und da einige Kritikpunkte, aber sollte es eine Fortsetzung geben, würde ich diese ebenfalls lesen wollen.
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